Warum die Böhsen Onkelz nicht rechts sind

Vielleicht wird man sich jetzt wundern, wieso ich dieses unpolitische Thema hier niederschreibe, jedoch ist für mich der mediale und gesellschaftliche Umgang mit dieser Band ein gutes Beispiel für Meinungsmache.

Die Böhsen Onkelz werden bis heute durch die Medien in großen Teilen der Gesellschaft als rechtsradikal wahrgenommen, weil sie vor über 30 Jahren zwei Lieder gespielt haben, die ausländerfeindliche Texte enthielten und der Skinhead-Szene angehörten. Zur richtigen Einordnung muss man aber sagen, dass die Skinhead-Szene, sowie die Punk-Szene anfangs unpolitisch war und weder dem rechten, noch dem linken politischen Flügel angehörten. Bereits 1982 kehrten die Onkelz der Skinhead-Szene den Rücken zu. Die beiden angesprochenen Lieder „Türken raus“ und „Deutschland den Deutschen“ erschienen, als die Mitglieder der Band 16 Jahre alt waren. Außerdem wurden diese beiden Stücke niemals auf einem Album veröffentlicht, sondern lediglich auf einem Demoband (Auflage: rund 100 Stück) verbreitet. Gespielt wurden die Lieder einmal vor 50 Zuhörern. Ein Statement zu diesen Jugendsünden gibt es hier:

https://www.youtube.com/watch?v=wDwIBA9YEig

Distanzierung & mediale Kriegsführung

Nach 1983 hat die Band kein Lied mehr veröffentlicht oder live gesungen, welches man der rechten Szene zuordnen könnte, jedoch haben sie sich in vielen Liedern und Interviews jahrzehntelang von diesen beiden Liedern distanziert. Auf Konzerten wurden, als rechtsradikal zu erkennende, Fans des Platzes verwiesen und man trat auf mehreren Anti-Rechts-Konzerten auf. Die Bandgeschichte der Onkelz ist deshalb so interessant, weil sie uns zeigt, dass Menschen auch mal Dummheiten begehen und Menschen sich ändern können. Ebenso zeigen uns Medienlandschaft und Gesellschaft, dass sie zwar immer Toleranz und Vergebung predigen, aber dies nicht leben. Es wird auf jemanden, der auf dem Boden liegt, noch herumgetreten. Das ist das Spiegelbild unserer Gesellschaft.

Gewollte Falschinterpretation der Liedtexte

Ein weiteres Argument der Kritiker sind Songtexte, die aus der Ich-Perspektive geschrieben wurden. Zu nennen sind dabei u.a. „Der nette Mann“ und „Bomberpilot“. Die Vorwürfe, die Band würde die Ich-Perspektive verwenden, weil sie selbst so denken würde, ist absolut haltlos und lächerlich. Es ist bekannt, dass es ein sprachliches Mittel ist, die Dramatik des Inhalts zu steigern und hervorzuheben, indem man aus der Ich-Perspektive erzählt, obwohl diese der eigentlichen Botschaft klar entgegen steht. Natürlich sind die Onkelz dennoch auch einer berechtigten Kritik ausgesetzt, welche sich aber fast ausschließlich auf den Sänger Kevin Russell beziehen lässt. Jahrelanger Drogenkonsum auch in hohem Alter und Fahrerflucht nach einem Autounfall sind dabei auf jeden Fall zu nennen.

Es wird Zeit für einen fairen Umgang

Bezogen auf die Musik sind die Onkelz dennoch ein wertvoller Beitrag für die Gesellschaft, da sie viele Themen kritisch behandelt haben, die ein Tabuthema waren oder sind. Sie haben durchweg Lieder für den einfachen Menschen geschrieben, für Menschen, die am Boden liegen, nicht mehr weiter wissen, deprimiert sind und von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Das ist auch der Grund dafür, wieso die Onkelz mit ihren Fans eine sehr enge Verbundenheit eint. Im krassen Gegensatz dazu steht die mediale Berichterstattung und der gesamtgesellschaftliche Umgang mit der Band. Bleibt also festzuhalten, dass Kritik durchaus berechtigt ist, aber diese im argumentativem Austausch stattfinden sollte.

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